30
Aug
2008

die alte dame und die schwefelhölzer


ich öffnete ihm nackt.
überrascht glitt sein blick über mich, von den tiefen kerben an meinem hals über die, im grellen licht beinahe fahl erscheinende schlaffheit meiner schweren brüste, die glatte rundung meines bauches entlang, zu dem dreieck mit den hübschen, jedoch mattgrauen, kleinen löckchen.
erkennen trat in seinen blick. mit einem belustigten lächeln tanzte er zu meinen augen und saugte sich an ihnen fest. ohne die schwebebrücke unseres blickes zu verlassen, warf auch er seine kleider einfach zu boden und zog mich ganz langsam auf die strahlende weiße, auf der es keine verstecke gab.

ich will dich ansehen, sagte ich.
ich weiß, antwortete er.

er legte sich auf den rücken und knüpfte in das spinnwebseil unserer blicke aufblitzende strahlenbündel.
ich beugte mich über ihn, verließ die sichere brücke und ließ meinen blick in die tiefe furche auf seiner stirn fallen. in der dunkelheit, die mich umfing, spürte ich, wie ein erstes streichholz in meinem bauch aufflackerte.
wieder im licht, sprang mir sein mund entgegen, er öffnete sich gerade leicht und durch das aufstrahlen der kronen im gleißenden licht, schob sich seine zungenspitze, die ich augenblicklich mit meiner berühren musste.
bitter. seine zunge schmeckte bitter. offensichtlich hatte er noch unmittelbar von seinem eintreffen eine zigarette geraucht.
ich betrachtete die pelzumrandung seiner lippen und erkannte, dass sie keineswegs elegant grau war, wie sie mir bisher erschienen war, sondern die dreifärbigkeit einer glückskatze aufwies.
ein zweites streichholz entflammte und ich wendete meine aufmerksamkeit den anderen pelzen seines körpers zu. die dichte behaarung auf seiner doch schon etwas flachen brust konnte das elegante grau auch bei diesem licht entfalten, die arme waren noch von satter dunkelheit, doch der wald am rande seines unterleibs legte in fahlem herbstblond einen saum um die lichtung, in deren zentrum sich ein hochsitz mir entgegenreckte.

ich will dich sehen, sagte ich und senkte mich auf ihn.
ich weiß, antwortete er lächelnd.

er saugte seinen blick wieder in meinen und entzündete ein streichholz in den tiefen meines schoßes. entfachte kleine flammen, die an unseren ufern leckten, bis sich sein blick in meinen goss und wir das universum in brand steckten, um in ihm zu verglühen.

© by lylo

anhoeren

*****
diese kleine geschichte ist ein versuch.
es nervt mich, dass erotik immer nur (oder zumindest meistens) im zusammenhang mit jungen, schönen menschen angebracht erscheint und von räucherstäbchenduft, champagner und kerzenschein begleitet wird.
deshalb ist mir eure meinung diesmal besonders wichtig.
und zwar zu der frage:
verträgt poesie und erotik auch falten, graue haare und grelles licht?
wenn ja, dann natürlich: ist mir das hiermit ein bisschen gelungen?



syntaxia (Gast) - 30. Aug, 19:48

Liebe lylo,

nun lese ich immer wieder gerne hier und heute fordert es meinen Kommentar heraus.

Aber ja!!
In der Öffentlichkeit geht mir persönlich zuviel um werbegeprägte jugendliche Äußerlichkeiten. Wir sind aber Menschen, die altern und dennoch ihre Gefühle leben und Erotik erfahren.
Das hat für mich nichts mit solchen Äußerlichkeiten zu tun, Erotik entsteht für mich völlig anders.
Schön, wenn du ein Gegenbeispiel bringst. Gelungen ist dir dein Bild sehr wohl, wie ich meine. Gesagt wird immer, dass "Mann" nicht im Dunkeln lieben will.. nein, nicht nur er möchte sehen..
Was spricht dagegen im hellen Sonnenschein erotische Zeiten zu erleben?!

..grüßt Monika

lylo - 31. Aug, 17:08

liebe monika

ich freue mich sehr, dass du nun auch einmal kommentiert hast, wenn du doch immer wieder mal zu gast hier bist.
wie ich sehe, sind wir einer meinung ;-)

ich danke dir herzlichst
und wünsche noch einen schönen sonntag
lylo
Paul Spinger (Gast) - 31. Aug, 00:01

Wie schön, dass Du Dich traust diesen Text zu veröffentlichen. Mach Dir nichts draus, wenn sie versuchen Dich in der Luft zu zerreißen.
Und gelungen ist der Text Dir allemal.

lylo - 31. Aug, 17:13

da gehört

kein mut dazu. ich hab schon ganz andere sachen veröffentlicht *ggg*
warum, meinst du, sollte der text in der luft zerrissen werden? wegen des inhalts oder wegen der etwas angejahrten protagonisten?

ich freue mich, dass du den text als gelungen ansiehst.
danke und lieben gruß
lylo
Gery (Gast) - 16. Dez, 18:23

In der Luft zerreißen...

werde ich diesen sehr schönen Text bestimmt nicht. Wieso auch? Ist doch super gelungen! Und ich bin nun eigentlich jemand, der keine Lyrik liest.
Respekt!
lylo - 17. Dez, 00:29

hihi

vielleicht deshalb, weil das keine lyrik ist ;-))
ich freue mich auf jeden fall über deinen besuch und deinen kommentar. und dein lob!

vielleicht bis bald wieder mal?
wird mich nur freuen
alles liebe
von der lylo
la-mamma - 31. Aug, 17:19

der versuch ist dir gelungen

ich find auch, dass es eine schöne geschichte geworden ist. und das ist bei erotik sowieso nie ganz einfach;-)

lylo - 1. Sep, 00:15

lylo knickst artig

gott sei dank habe ich eine vorstellung von erotik und auch eine sprache dafür, die gerne mal von jemandem gelesen wird.

danke für deinen besuch
willkommen hier und
lieben gruß
von der lylo
kathrin (Gast) - 31. Aug, 19:34

oh ja

ohne die anderen kommentare gelesen zu haben (ich möchte mich nicht beeinflussen lassen):
ja, erotik verträgt falten und graue haare.
und ja, du bist deinem anspruch gerecht geworden!
ich finde es sehr gelungen, finde die falten, die grauen löckchen und wie du sie beschreibst, einfach herrlich. da ist nichts peinliches, nichts voyeuristisches an deinen worten. und erotisch, erotisch ist es allemal. warm ist es und innig und voller leidenschaft. :)
es sollte mehr solcher texte geben!
lg,
kathrin

Uta-Traveller - 31. Aug, 19:54

ich hänge mich mal einfach an Kathrins Worte, weil sie so treffend formuliert hat, was ich beim Lesen dachte

Applaus und lieben Gruß
Uta
lylo - 1. Sep, 00:16

oh mädelz

ich danke euch!
und schlürfe euren applaus ;-)

gute nacht!
sillerbetrachter - 31. Aug, 19:35

aber "hallo!" :) da ist dir eine bezaubernde und mitreißende geschichte von der feder gesprungen, liebe lylo. welch angenehme überraschung bei dir nach meiner langen sommerpause. merci vielmals und liebe grüße :)

lylo - 1. Sep, 00:17

ja schau

wer da ist!
na, da bist du ja gerade recht gekommen ;-)
ich freue mich sehr über dein wiederauftauchen und
schicke auch mercis zu dir

:-X
david (Gast) - 6. Sep, 22:37

da kommt ja noch einer ...

was so ein Thema vor allen Dingen verträgt (hüstel, hüstel) ist, dass jemand darüber schreibt, der in all dem immer auch den Traum sieht und dem man anmerkt, dass er die Menschen über die er schreibt gern hat.

auf's nächste Mal beim fröhlichen gegenseitigen Lob-Übergießen

Keep on rockin'

lylo - 7. Sep, 12:40

na super

dass du auch noch gekommen bist!
ja, du hast sehr recht: ich habe die menschen gern. und ich mag auch die erotik ;-)

danke für den überguss
und schönen sonntag!
bonanzaMARGOT - 21. Sep, 12:53

du schreibst

wortgewandt in sachen erotik, lylo. beim lesen denke ich, dass es dir sicher spaß macht.
es liegt ja an der sicht des betrachters und beschreibenden, ob er ältere körper noch erotisch findet. je nachdem kommt es dann beim publikum an. wenn ich alte körper häßlich finde, dann kann ich mich sehr schwer zu einer erotischen darstellung zwingen.

erotik im alter ist für mich kein besonderes thema. "häßliche" körper haben auch viele junge menschen. es liegt an jedem selbst, wie er mit seinem körper, wie er ist, umgeht, wie er seinen körper und den seines partners/seiner partnerin akzeptiert und zu der person gehörig sieht, die er liebt.
vielleicht sollte man auch nicht zu ehrlich sein. die charmante (selbst)lüge gehört zur erotik - oder nicht?
es gibt kein rezept und keine verordnung für ein erotik-empfinden. man muss sich seiner vorurteile, seiner schamgefühle und auch seines geschmacks halbwegs bewußt sein, damit man sich dabei entspannen kann. die ersten wellen der leidenschaft lassen sowieso alles erst mal vergessen ...

gruß
bon.

lylo - 23. Sep, 14:11

danke bon.

wir sind da wieder einmal so ziemlich einer meinung, was die situation als solche angeht. dass es also so IST.
mir gings eher ein bisschen darum, dass erotische texte eigentlich eher selten solche protagonisten oder dergleichen szenario beschreiben. DAS wollte ich einmal versuchen.

wenn du schreibst, dass du beim lesen denkst, es machte mir spaß - dann ist es für mich eindeutig gelungen.

danke und lieben gruß
bonanzaMARGOT - 23. Sep, 14:28

lylo-mäßig halt

zwischendurch etwas dick aufgetragen, mir zu schwülstig, aber wenn ich diese stellen weg lasse, kommt etwas sehr sehr lesbares heraus.

erotik zwischen körpern, die nicht dem schönheitsideal, der geläufigen ästhetik, entsprechen, ist sicher nicht einfach zu formulieren. du kannst dich aber sehr gut einfühlen.

im kino läuft zur zeit zum thema ein film, habe den titel vergessen ...
will ich mir unbedingt anschauen.

bon.
lylo - 23. Sep, 14:33

*kicher*

fürs schwülstig ...

ja, das scheint jetzt ein thema zu werden. mein neuer roman handelt auch davon. es scheint ich muss mich beeilen, sonst sieht es aus, als wäre ich auf einen zug aufgesprungen.
dabei sinds die anderen *gg*

schönen tag!
bonanzaMARGOT - 23. Sep, 14:36

och,

das ist doch immer mal wieder thema.
ein tabu wird nicht so schnell aufgelöst. du kannst sicher sein, dass es in zehn jahren auch noch aktuell ist.

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ich liebe dich
mit meinen worten
in meinen worten
aus meinen worten

ich liebe dich
nicht mit meinen händen
meine hände streicheln nur mich
ich liebe dich
nicht mit meinen augen
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nur mich
ich liebe dich
nicht mit meinem herzen
mein herz schreit nach dir

mit meinen worten
in meinen worten
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