ein mann wie ein roman
gestern war prosy bei mir.
meine freundin, sagte sie, erzähl doch, wie sieht er denn nun aus?
er ist so schön, sagte ich.
liebe, wir haben doch gelernt, dass man so nichts und niemanden beschreiben soll. nie wirst du einen roman schreiben können.
ich seufzte.
meine freundin, nun sag schon.
er ist groß und schlank und wirkt so gepflegt, als bekäme er nicht einmal beim barfußlaufen schmutzige füße. jeder millimeter seiner haut lässt mich die sonne sehen und auf seiner brust kringeln sich weiche löckchen, die immer nach frisch geduscht duften. seine hände sind trocken und warm, zärtlich und reißend, wie die pfoten eines tigers beim liebesspiel. weiche nerzchen umschmeicheln seinen mund, dessen lippen an heimlich genaschte brombeeren erinnern, mit zähnen die den puderzucker darüberstreuen.
und dann die augen. nach dem erwachen dunkel und tief wie ein moorbad, in das ich gleiten kann, um mich für den tag mit wärme zu füllen. dann kommen die kleinen lichterchen, sie glitzern in mein lachen und zeichnen goldpünktchen auf meine haut.
wenn sie abends kerzenschein und rotwein spiegeln, sprühen sie glühende kohlestückchen über mich, die mich aus meinem kleid schmelzen.
meine freundin! meine freundin! rief prosy und holte mich unsanft aus meiner gefühlszeichnung.
bitte erfülle mir einen wunsch. stelle mich ihm nie vor, keine sekunde meines lebens könnte ich mehr an schlaf denken.
ich schmunzelte. ich denke nie an schlaf, immer nur an träume.
© by lylo
DANKE!